Geschichte

Ursprünge
Als Begründer des Fuggerschen Archivs gilt Anton Fugger (1493 – 1560), der Neffe und Nachfolger Jakob Fuggers als „Regierer und Schaffierer“. 1554 ließ er ein Verzeichnis der „Fuggerischen brieflichen Urkunden“ anlegen, das bis heute erhalten ist. In seinem Testament bestimmte er, dass die Unterlagen zum Handel und zur Familie beisammen bleiben sollten, und gab Anweisungen, „damit nichts davon komme, noch vertragen oder verloren werdt, sondern für und für den nachkhommen zue gutem bey einander in ewig Zeit bleiben möge“.

Freilich bestand das Archiv schon vorher, auch wenn sich kaum Nachrichten dazu überliefert haben. So ließ Anton Fugger vor Beginn des Schmalkaldischen Krieges 1546 alle wichtigen Unterlagen des Handels und der Firma von Augsburg über Regensburg nach Tirol in Sicherheit bringen.

Teilungen
Die Besitzteilungen des 16. und 17. Jahrhunderts führten zur Ausbildung verschiedener Herrschafts- und Familienarchive. Allein die Unterlagen der alten Handelsfirma und der Stiftungen blieben zusammen. An die von Anton Fugger verbotene Teilung des Archivs fühlten sich spätere Generationen nicht gebunden. So bestanden z.B. Mitte des 19. Jahrhunderts schließlich in Augsburg, Kirchheim, Babenhausen, Kirchberg, Dillingen und Mickhausen Fuggersche Archive, die an die bestehenden Linien der Familie gebunden waren.

Modernes Zentralarchiv
Von 1877 an kamen die verschiedenen Teile des ehemaligen Handelsarchives und der Herrschaftsarchive wieder in Augsburg zusammen. Das Fuggersche Seniorat hatte nämlich die Errichtung eines „Fürstlich und Gräflich Fuggerschen Familien- und Stiftungsarchivs“ beschlossen. Mit der Neuordnung des „modernen“ Zentralarchivs wurde der protestantische Pastor Friedrich Dobel beauftragt. Dessen Ordnungschema gilt noch heute.
Er teilte die Unterlagen in Urkunden, Akten und Rechnungsserien. An Hauptgruppen entstanden: Familie, Handel, Stiftungen und schließlich Besitzungen.

Kriegsfolge
Das neue Archiv war ein gutes halbes Jahrhundert in den Fuggerhäusern in Augsburg untergebracht. Rechtzeitig vor dem Bombenhagel im Februar 1944 hatte das Seniorat das Archiv auslagern lassen. Allein die alte Handbibliothek fiel den Bomben zum Opfer. Bis 1956 war das Archiv auf Schloss Kirchheim untergebracht. Im Oktober dieses Jahres erfolgte der Umzug nach Dillingen a.d. Donau in einen modernen Zweckbau.

Bedeutung
Das Fugger-Archiv zählt zu den führenden Handelsarchiven der frühen Neuzeit. Demgegenüber steht die Tatsache, dass das Archiv in vielen Bereichen des Fuggerschen Handels über keine oder lediglich eine geringe Stellung verfügt. Dies vermag jedoch die Bedeutung des Archivs nicht zu schmälern. Zunehmend gewinnt in der Forschung der Bestand „Besitzungen“ an Gewicht.

Nach wie vor gilt der Satz von Max Jansen, dem ersten wissenschaftlichen Leiter des Archivs, aus dem Jahr 1908: „Sicher ist, daß niemand ohne Benutzung des Fugger-Archivs eine Fugger-Geschichte schreiben kann, aber ebenso sicher ist, daß es für einzelne Unternehmungen der Familie kaum einen Anhalt gewährt.“

 
   
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